Ketamin und Ketamintherapie – Ein Überblick

Bei dem Wirkstoff Ketamin handelt es sich um ein Schmerz- und Narkosemittel.

Der erste Arzneistoff mit dem neuen Wirkmechanismus ist im Bereich dieser Indikation der Enantiomer Esketamin.

Aktuell ist die Ketamintherapie Werbung besonders wegen ihrer schnellen, positiven Wirkung bei Depressionen im Gespräch.

Der folgende Artikel liefert einen umfangreichen Überblick über den Wirkstoff Ketamin, der heute stetig an Bedeutung gewinnt.

Wirkstoff Ketamin - schnelle, positive Wirkung bei Depressionen

Die Indikationen von Ketamin

Ketamin wird genutzt, um eine Allgemeinanästhesie, eventuell kombiniert mit Hypnotika, einzuleiten und durchzuführen.

Es wird bei Regionalanästhesien als Supplementierung eingesetzt.

In der Notfallmedizin kommt Ketamin in der Analgesie und der Anästhesie zum Einsatz.

Daneben gehört zu den Indikationen des Wirkstoffs die Behandlung eines therapieresistenten Status asthmaticus und die Analgesie bei intubierten Patienten.

Gegen therapieresistente Depressionen ist für Patienten in den USA ebenfalls ein esketaminhaltiges Nasenspray erhältlich.

Anders als bei herkömmlichen Antidepressiva ist die antidepressive Wirkung von Ketamin bereits nach wenigen Tagen spürbar, sodass sich der Wirkstoff überaus gut eignet, um ihn bei akuten Depressionsschüben einzusetzen.

Anwendungsart und Wirkung

Auf dem deutschen Markt ist der Wirkstoff Ketamin in Form einer Injektionslösung erhältlich. Esketamin ist in den USA auch offiziell als Nasenspray zugelassen.

Bei Ketamin handelt es sich um einen chiralen Wirkstoff, der an den glutamatergen NMDA-Rezeptoren nicht kompetitiv antagonistisch wirkt.

Liegt die Konzentration des Ketamins in dem herkömmlichen klinischen Dosisbereich, wird durch dieses eine Vielzahl von zellulären Prozessen beeinflusst:

  • NMDA-Kanäle werden blockiert,
  • Hyperpolarisationsaktivierte zyklische Nukleotidkanälen werden blockiert,
  • Nikotinische Acetylcholin-Ionenkanälen werden blockiert,
  • Agonismus von Delta-und Mu-Opioid und Potenzierung von Opioid,
  • Beeinflussung des cyclischen Guanosinmonophosphat-Systems,
  • Beeinflussung der AMPA-Rezeptoren,
  • Beeinflussung der metabotropen Glutamatrezeptoren,
  • Reduzierung der cholinergen Neuromodulation,
  • Verstärkte Freisetzung von Dopamin, Noradrenalin und Neurosteroiden.

Daneben kommt es durch das Ketamin jedoch nicht nur zu der bekannten Blockade von NMDA, sondern ebenfalls zu der Beeinflussung von vielfältigen intrazellulären neuronalen Prozessen.

Vermutlich lassen sich die hypnotischen Effekte auf die sofortige Blockade der NMDA- und HCN1-Kanäle zurückführen.

Die anhaltende antidepressive Wirkung resultiert im Gegensatz dazu wohl aus weiteren Effekten, wie der aktivitätsbedingten Zunahme der strukturellen synaptischen Verbindungen.

Die Zellfunktion scheint sich durch die analgetische Wirkung von Ketamin sowohl lang- als auch kurzfristig zu gestalten.

Vermittelt werden die kurzfristigen analgetischen Auswirkungen wohl vor allem durch die Opioidsensibilisierung und aminerger Nozizeption.

Die langfristige Wirkung in Form der Hemmung von neuropathischem Schmerz lässt sich dagegen auf Initiierung von Zellsignalkaskaden und rezeptorvermittelter Wirkung zurückführen.

Die antidepressive Wirkung von Ketamin

In niedrigen Dosierungen wird durch das Ketamin durch die Zunahme der AMPA-Rezeptorexpression und die Glutamat-Freisetzung die Glutamat-Neurotransmission gesteigert.

Dadurch kommt es in Folge zu einer erhöhten Freisetzung von BDNF, wodurch wiederum mTOR aktiviert wird.

So wird eine erhöhte synaptische Proteinexpression hervorgerufen, durch welche die strukturelle Konnektivität zwischen den Neuronen, besonders im präfrontalen Kortex, intensiviert wird.

Die Nebenwirkungen von Ketamin

Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen Aufwachreaktionen, beispielsweise in Form von motorischer Unruhe, Schwindel, Alpträumen und besonders lebhaften Träumen.

Daneben kann es zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks kommen.

Darüber hinaus müssen auch unterschiedliche Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten berücksichtigt werden.

Ein Arztgespräch ist daher unabdingbar.

Bildrechte: Pixabay.com ©Counselling (CC0 Creative Common)


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